Darum sollte der Mietkauf gut überlegt sein
Viel ist aktuell über den Mietkauf zu lesen, um kostengünstig an ein Eigenheim zu kommen. Doch dabei ist größte Vorsicht geboten. Denn die Tücke steckt im Detail. Auf den ersten Blick klingt das Modell verlockend: Mit einer Einmalzahlung von x Prozent des Kaufpreises und den monatlichen Mietzahlungen leisten Mietkäufer eine Anzahlung auf „ihr“ Haus. Für eine bestimmte Mietdauer von beispielsweise 15 Jahren ziehen sie ein und verpflichten sich die Immobilie nach Ablauf der Mietzeit zu kaufen. Je nach Vertragsmodell werden die entrichteten Mietzahlungen allerdings sehr unterschiedlich auf die Finanzierung angerechnet, so dass unter dem Strich womöglich ein hoher Restbetrag offen bleibt und sich das vermeintlich günstig erstandene Traumhaus im Nachhinein als teures Fiasko herausstellt. Denn beim Mietkauf schließen Verkäufer und Käufer zwei Verträge ab: Einen Kauf- und einen Mietvertrag. Wer bei Vertragsabschluss nicht genau aufpasst, zahlt drauf. Anders beim Hauskauf über ein klassisches Hypothekendarlehen: Hier wird die Summe von Anfang an mit einer hohen Tilgungsrate zurückgezahlt, um schnell von den Schulden herunterzukommen. Entscheidend ist, wie hoch der Anteil der Mietzahlungen ist, der zur Finanzierung angesetzt wird und ob die Miete angemessen ist. Nicht selten ist sie viel zu hoch angesetzt. Darüber hinaus gibt es weitere Risiken, die im Vorfeld bekannt sein sollten. So sind Objekte, die zum Mietkauf angeboten werden, oftmals in einem renovierungsbedürftigen Zustand und/oder haben andere Nachteile. Auch sollten Mietkäufer bedenken, dass sie keine Förderungen von der KfW-Bank für eventuell anfallende Maßnahmen erhalten. Zudem können Instandhaltungen während der Mietphase durchzuführen sein, für die sie ebenfalls aufkommen müssen, obwohl sie rechtlich noch nicht der Eigentümer sind. Überdies ist vorab unbedingt zu klären, was mit dem bereits gezahlten Geld geschieht, falls man seinen finanziellen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen kann und was im Insolvenz- oder Todesfall des Vermieters passiert. In Anbetracht der vielen Unwägbarkeiten, die sich kaum abschätzen lassen, empfiehlt es sich, lieber Abstand vom Mietkauf zu nehmen. Der Traum von Eigenheim muss trotzdem nicht ausgeträumt sein. Mit einem versierten Immobilienprofi an der Seite, der den Immobilienmarkt aufgrund langjähriger Erfahrung bestens kennt, dürfte sich eine bessere Lösung finden.Bietigheimer Zeitung vom 23.10.2021